Der neun Jahre alte Riesenschnauzer Wilhelm wird in der Tierarztpraxis in Darmstadt-Griesheim vorstellig. In einer Tierklinik wurde ein Rektumkarzinom, ein bösartiger Krebs im Enddarm, diagnostiziert.
Vorbehandlung
Aufgrund von schmerzhaftem Kotabsatz wurde der Patient bereits in der Tierklinik genauer untersucht. Folgendes berichtet die Besitzerin: Bei der rektalen Palpation war eine Wucherung zu fühlen. Zusätzlich wurde eine Zyste an der Prostata festgestellt. Wilhelm wurde daraufhin kastriert, dabei wurde eine Probe der Umfangsvermehrung genommen. Da die Umfangsvermehrung direkt im Becken liegt, war eine Herausnahme dieser selbst nicht möglich. Die Blutuntersuchung und abdominelle Sonographie ergaben keinen besonderen Befund.
Auf Grund des Alters des Hundes und der Lage des Tumors wurde auf eine passende operative Therapie, Strahlen- und/oder Chemotherapie verzichtet. Die Besitzerin suchte daher nach einer komplementären Behandlungsmöglichkeit.
Anamnese
Wilhelm ist ein Riesenschnauzer, der nicht immer freundlich ist. Die Besitzerin legt für ihn nicht die „Hand ins Feuer“. Im Zweifel geht er Personen oder Tiere an. Auf der anderen Seite ist er ein lieber Hund. Allerdings geht er, seitdem er im Alter von einem Jahr von einem Rüden angegriffen wurde, aggressiv auf Rüden zu, um nicht noch einmal selbst angegriffen zu werden. Mit großen Hunden kommt es daher schnell zu Auseinandersetzungen. Kleine Hunde, auch Rüden, stellen für ihn kein Problem dar.
Draußen möchte er die ganze Welt inhalieren. Er ist neugierig und geht überall hin. Wenn man ihm Zeit lässt, ist er freundlich. Gehorchen kann er, wenn er nicht zu abgelenkt ist. Er kann ohne Probleme alleine zu Hause bleiben. Gewitter und Silvester sind für ihn kein Problem. Streicheleinheiten mag er. Als er noch unkastriert war, zeigte er kein großes sexuelles Interesse. Wärme bekommt ihm nicht so gut, auch wenn er sich mal in die Sonne legt. Von Ente oder Gans bekommt er Durchfall. Insgesamt ist er ein „Staubsauger“ und Vielfraß. Er liegt oft auf dem Rücken, schläft tief und erschrickt ab und an beim Aufwachen. Beim Kotabsatz zeigt er Schmerzen.
Therapie
Wilhelm bekommt als erstes ein homöopathisches Arzneimittel in Form von Globuli verabreicht, was auf den Krebs im Enddarm abzielt. Nach zwei Monaten geht es ihm gut und der Kotabsatz ist nicht mehr schmerzhaft. Nachdem die Symptome des Krebsleidens also abgeklungen sind, kann die Konstitution des Patienten als Ganzes gestärkt werden. Wilhelm bekommt dafür das homöopathisches Mittel Thuja.
Verlauf
Sieben Monate später zeigt Wilhelm keine Auffälligkeiten mehr. Schmerzen beim Kotabsatz hat er nicht. Er ist fit und munter. Ein weiteres halbes Jahr stößt er ab und zu auf. Draußen ist er weiterhin lebhaft und ist insgesamt noch lieber geworden. Selbst in der Praxis genießt er jetzt Streicheleinheiten und kommt zum Schmusen. Das Laufen fällt ihm schwerer. Er bekommt deswegen regelmäßig Schmerzmittel. Auf der Haut entwickeln sich Lipome (gutartige Fettgewebswucherung) und Atherome (gutartige, mit Talg gefüllte Zysten der Unterhaut). Letztere nehmen am Rücken und Schwanz überhand. Diese reagieren weder auf homöopathische noch auf konservativ schulmedizinische Behandlung, sodass diese operativ entfernt werden.
In den weiteren Terminen ist Wilhelm in der Praxis sehr freundlich. Nach drei Jahren erliegt er im Alter von 12 Jahren einer Magendrehung.
Fazit
Auffallend bei der homöopathischen Behandlung des Krebspatienten ist, dass sich Wilhelm mit der homöopathischen Behandlung auch auf der geistigen Ebene öffnet. Er gibt seine Zurückhaltung und sein Misstrauen gegenüber anderen Hunden und Menschen auf und reagiert auch in der Praxis sehr freundlich. Des weiteren zeigen sich im Laufe der Behandlung Symptome auch auf der Haut. Hier sehen wir einen typischen positiven Behandlungsverlauf in Sinne der Hering´schen Regel. (Die Heilung erfolgt von oben nach unten, von innen nach außen und in und verschwinden in umgekehrter Reihenfolge ihres Auftretens.) Nicht bei jeder homöopathischen Krebsbehandlung ist ein so günstiger Verlauf zu erwarten. Natürlich gibt es Patienten, die nicht reagieren, bzw. nur für eine palliative Behandlung zugänglich sind. Die lange Überlebenszeit, gepaart mit der Symptomfreiheit, sind für mein Dafürhalten ein insgesamt sehr gutes Ergebnis der homöopathischen Behandlung.